Vermutlich genau so selten am Rhein wie der von mir vorgestelle Volvo 244 DLS.
Der echte 311/9 und 312/9 Kombi ist heute der absolute Exot weil diese primär von Handwerkern genutzt wurden. Und irgendwann fertig waren.
Und von diesen bekamen die Chassis dann oft Ersatz-Karosserien vom Camping. Erkennbar am fehlenden Faltschiebedach.
Die /5 wurden im Familienbesitz mehr gepflegt.
Ein Wartburg 312 ist eine 311 Karosse mit einem Rahmen des dann bis 1990 gebauten Nachfolgers 353. Ja, auch der 353 hatte noch einen separaten Rahmen, war nicht selbsttragend.
So, legen wir los: Der IFA F9 - eine Vorkriegs DKW Entwicklung, kam nicht aus Eisenach, der wurde bis 1953 in Zwickau im ex Audi Werk gebaut. Dann bis 1956 als EMW 309 bezeiochnet im VEB Automobilwerk Eisenach (AWE).
Die ersten Autos aus Eisenach hatten noch ein BMW lastiges Design inkl der Doppelniere.
Eine BMW Herkunft war auch bei den ersten britischen Bristols, dem 400 und dem 401, deutlich erkennbar war.
Mit dem Horch P240, später Sachsenring P240 hatten darüber hinaus die Zwickauer Hersteller bis 1959 übrigens ein Top Auto oberhalb des 311.
1957 untersagte die westdeutsche Auto Union GmbH den ostdeutschen Audi und Horch Werken die Nutzung der Markennamen deshalb die Umbenennung in Sachsenring was später auch der Name des Zwickauer VEB innerhalb der IFA wurde, nachdem auch die AWZ, das ehemalige Audi Werk Teil der VEB wurde.
Aber in Ost-Berlin wurde ja versucht zu denken. Und so wurde der P240 eingestellt - wobei auch die Verkaufszahlen deutlich zurück blieben - damit Wolga und Tschaika aus der UdSSR importiert wurden und in Zwickau fortan nur noch der kleine Trabant produziert.
1969 wurden in Zwickau auf P240 Basis eine handvoll Paradefahrzeuge für die NVA gebaut, der Sachsenring REPRÄSENTANT.
Die Karosserie kam vom Karosseriewerk Dresden. Je ein Repräsentant steht heute in Zwickau und Dresden im Museum.
PS: Die Spaltmaße des Repräsentant sind heftig, beim Zwickauer kann man problemlos durch den Spalt zwischen den Seitentüren in den Innenraum schauen.
So, zurück zum Wartburg 31175 Camping. Der /5 Campingwurde nicht in Eisenach gebaut sondern im bereits erwähnten KWD Karosseriewerk Dresden vormals Gläser. Der Rahmen mit der Rohkarosse ohne das Heck kam aus Eisenach. Der /5 basierte auf der viertürigen Limousine und nicht auf dem /9 Kombi der nur zwei/dreitürig war.
Ein Auto war in der DDR etwas kostbares. Das wurde gehegt und gepflegt und man nahm viel Mühen in Kauf um das Auto zu erhalten.
Aus zwei alten wurde ein ganzes Auto oder es wurden Karosserien ausgetauscht. So wurden Autos in der DDR sehr alt. Wie schon geschrieben war der 312 ein 311 mit dem Rahmen des 353, so ist es nicht verwunderlich das alte 312 Chassis noch mit 353 Karrosserie
Ein Gebrauchter kostete noch 1989 deutlich mehr wie ein Neuer denn den Alten gab es sofort, den neuen hoffentlich in 10 bis 15 Jahren.
So waren im Grunde 20 Jahre alte Fahrzeuge ganz normal.
Einen Wartburg 311/5 Camping in Top Zustand bekommt man heute nicht unter 20.000 Euro. Das geht sogar bis über 25.000 Euro. Frag nicht warum ich das weiß...
Wobei der Camping extrem begehrt ist... Leider. Nur Coupe und das Cabrio sind begehrter und kosten selbst in unrestauriertem Zustand schon mal 20.000 Euro.
Selbst Trabant und Co sind heute rare Fahrzeuge und kosten leicht das zehnfache von 1990.
Der 311/5 Camping hatte zuerst einteilige ins Dach gezogene hintere Seitenscheiben.
Nur mussten die bei Sekurit im kapitalistischen Westen gefertigt werden. Deshalb änderte man auf die zweiteilige oben gelb getönte Scheibe, die von Firmen aus der DDR kamen.
Und das Faltschiebedach ist über dem Kofferraum zwischen den ins Dach gebogenen Scheiben, nicht über den Sitzen.
PS:
Das Ende des Wartburg war für Eisenach nicht so dramatisch weil fast zeitgleich mit dem Ende Opel dort sein Werk eröffnete. Das alte Werk in der Stadt ist heute zum größten Teil weggerissen, ein kleiner Teil, die Gebäude O2 und O5 sowie das Torhaus sind das Museum AWE Automobile Welt Eisenach.
Wie auch Zwickau noch heute mit dem großen VW Werk im Ortsteil Mosel - dessen Ursprünge auf Citroën in den 1980ern zurückgehen, aber das ist eine andere Story - bedeutender Autoproduktionsort ist.
Die 4-Takt Trabant 1.1 waren die ersten Autos aus Mosel. Nur war da die DDR schon Geschichte.
In den Hallen in Zwickau, wo die Plasteteile des Trabant 601 aus Baumwolle und Phenolharz gebacken wurden, das alte Audi Werk ist heute das sehenswerte Horch Museum.
Wer in die Produktion des Trabant 601 einsteigt wird feststellen das die Karossen bis zur Fertigstellung immer wieder einige Kilometer auf LKW durch Zwigge transportiert wurden - oder wie es andere sagen: der Trabant hatte das längste Fließband der Welt.
Zwischen den drei Sachsenring Werken in Zwickau, davon lagen die ehemaligen Audi und Horch Werke auf zwei Straßenseiten einer Straße, die Rohkarosse musste aber erst ins dritte Werk.
Und der Kombi Universal sowie die Kübelwagen wurde als Rohkarosse ins 15 km entfernte Meerane transportiert, dort wieder halb zerlegt und mit dem Kombiaufbau versehen. Wieder auf LKW verladen und dann in Zwickau komplettiert.
Trabantbau war mit viel individueller Handarbeit. Da die Spaltmasse der Plasteteile bei jedem Wagen nach der Montage an den Rahmen gefräst wurden hatte erstmal jeder Trabant 601 seine individuelle Beplankung.
